http://www.igpp.de/german/libarch/basisn.htm
http://www.animaltalk.ch/pages/tierkommunikation/wissenschaftliches.php?l1id=2&pageid=220
Rupert Sheldrake: Der siebte Sinn des Menschen (2003),
Anhang A Wie man sich an der Forschung beteiligen kann
Die meisten in diesem Buch vorgestellten Forschungsgebiete sind ausgesprochen unerschlossen und weisen ein enormes Potenzial für Forschung und Entdeckung auf. Jeder, der sich genügend dafür interessiert, kann sich daran beteiligen. Insbesondere tun sich hier großartige Möglichkeiten für Schüler- und Studentenprojekte auf. Bitte teilen Sie mir Ihre Beobachtungen und Ergebnisse mit, entweder per E-Mail über meine Webseite (www.sheldrake.org) oder per Post an eine der am Ende dieses Anhangs aufgeführten Adressen. Ein Tagebuch über spontane Erlebnisse führen Viele Menschen haben persönliche Erfahrungen mit Telepathie, dem Gefühl des Angestarrtwerdens oder Vorahnungen, oder sie beobachten ein solches Verhalten bei ihren Familienangehörigen oder Freunden oder bemerken es an ihren tierischen Gefährten. Aber allzu oft wird es einfach vergessen, oder man erinnert sich nur vage daran. Um sicherzugehen, dass die Erfahrungen so korrekt wie möglich festgehalten werden, sollte man sich kurz nach dem Erleben Notizen machen, am besten in einem speziellen Notiz- oder Tagebuch oder in einer Computerdatei. Persönliche Erlebnisse sind als Beweise noch wertvoller, wenn es Zeugen für sie gibt. Es lohnt sich also auch festzuhalten, ob irgendwelche anderen Menschen dabei waren und wer sie waren. Wenn zum Beispiel jemand einen ungewöhnlichen Traum hat, der sich später als präkognitiv herausstellt, ist das Erlebnis umso beweiskräftiger, wenn der Traum kurz nach dem Erwachen aufgezeichnet wird noch besser: Wenn er anderen Menschen erzählt wurde, bevor die Ereignisse stattfanden, auf die er sich anscheinend bezogen hat. Im Hinblick auf Erlebnisse, die man wiederholt hat, ist es sehr wertvoll, ein Tagebuch zu führen. Wenn Sie beispielsweise oft wissen, wer gerade anruft, bevor Sie ans Telefon gehen, sollten Sie diese Intuitionen in ein Buch, das neben dem Telefon bereitliegt, notieren - und zwar bevor Sie abheben. Anschließend halten Sie fest, ob Sie richtig oder falsch lagen, und notieren das Datum und die Uhrzeit. Außerdem notieren Sie, ob der Anruf erwartet oder nicht erwartet wurde.
Mütter und Babys Für stillende Mütter, die feststellen, dass ihre Milch manchmal ausfließt, wenn sie nicht bei ihrem Baby sind, ist es hilfreich, zwei Notizbücher zu haben, wie dies im 4. Kapitel beschrieben ist. Die Mutter hat das eine bei sich, während das andere bei ihrem Partner oder Babysitter bleibt. Wenn die Milch ausfließt, notiert die Mutter die Uhrzeit und die Umstände. Die Person, die beim Baby ist, notiert die Zeiten, zu denen das Baby schreit oder bekümmert wirkt. Vergleicht man später die beiden Notizbücher, stellt sich heraus, wie oft der Milchausfluss der Mutter mit dem Bedürfnis des Babys zeitlich zusammenfiel und wie oft nicht.
Mütter, die entdecken, dass sie nachts oft aufwachen, kurz bevor ihr Baby zu schreien beginnt, sollten sich selbst und ihr Baby mit Videokameras aufnehmen lassen, so dass sich die genaue Abfolge der Ereignisse detaillierter untersuchen lässt. Wären Mutter und Baby im selben Zimmer, ließen sich normale sinnliche Hinweise wie Geräusche kaum ausschließen, so dass diese Beobachtungen signifikanter sind, wenn sie in verschiedenen Zimmern vorgenommen werden. Wenn die Mutter und ihr Baby während der Nacht von separaten Kameras auf zeitcodiertem Videoband gefilmt werden, sollte eine spätere Auswertung der Videoaufzeichnungen die Beantwortung einer Reihe von Fragen ermöglichen: Weist das Baby Anzeichen auf, dass es zuerst aufwacht und dann irgendwie die Mutter alarmiert? Wacht die Mutter auf, bevor das Baby irgendwelche Anzeichen aufweist, dass es aufwacht? Beginnen beide zur selben Zeit unruhig zu werden? Und was geschieht, wenn entweder die Mutter oder das Baby zu einer ungewöhnlichen Zeit aufwacht oder aufgrund eines Notfalls oder einer Krise?
Katzen, Hunde und Papageien, die wissen, wann ihre Besitzer heimkommen Wenn irgendein Tier die Rückkehr eines Familienmitglieds vorauszuahnen scheint, kann eine Erforschung dieses Verhaltens am einfachsten damit beginnen, dass jemand zu Hause in einem Notizbuch die Zeiten festhält, zu denen das Tier Anzeichen von Erwartung erkennen lässt. Dann sollte auch die Zeit, zu der die betreffende Person nach Hause kommt, notiert werden, ebenso wie das Verkehrsmittel und die Zeit, zu der sie sich auf den Heimweg gemacht hat. Um die Möglichkeit auszuschließen, dass das Tier auf ein Routineverhalten oder zum Beispiel auf vertraute Autogeräusche reagiert, sollte die Person zu ungewöhnlichen Zeiten heimkommen, die den Menschen zu Hause nicht bekannt sind, und unübliche Verkehrsmittel benutzen, zum Beispiel ein Taxi. Für genauere Beobachtungen sollte man eine Videokamera verwenden, die während der Abwesenheit der Person ständig läuft und auf die Stelle gerichtet ist, an der das Tier gewöhnlich wartet oder seine antizipatorischen Reaktionen bekundet. Der Zeitcode sollte auf dem Videoband mitlaufen. Die Videobänder sollten später von einer dritten Partei, die die Bewegungen der Person nicht im Detail kennt, «blind» analysiert werden. Diese dritte Person notiert, wann das Tier Anzeichen von Erwartung von sich gibt, indem es beispielsweise an einer Tür oder an einem Fenster wartet, und hält die genauen Zeiten fest, zu denen das Tier sich an dieser Stelle befindet. Auf diese Weise lässt sich das Verhalten des Tiers objektiv festhalten und mit den Bewegungen der Person vergleichen. In formellen Experimenten weist ein Experimentator die Person mit Hilfe eines Pagers oder Handys an, wann sie nach Hause kommen soll. Diese Heimkehrzeiten werden vom Experimentator willkürlich ausgewählt und sind der Person, die von zu Hause abwesend ist, oder den Menschen, die zu Hause bei dem Tier sind, nicht bekannt. Pam Smart und ich haben viele derartige Experimente mit Hunden durchgeführt, aber soweit ich weiß, gibt es bislang keine mit der Videokamera aufgenommenen Experimente mit Katzen, Papageien oder anderen Tieren, die eine Heimkehr antizipieren. Telepathische Rufe nach Katzen und Hunden
Im 3. Kapitel habe ich darauf hingewiesen, dass manche Katzen- und Hundebesitzer bemerkt haben, dass sie ihre Katze oder ihren Hund stumm und anscheinend telepathisch rufen können, wenn sich das Tier in einem anderen Raum oder sogar im Freien befindet. Es müsste relativ einfach sein, solche Rufe experimentell zu untersuchen, auch wenn dies meines Wissens bislang noch niemand versucht hat.
Der Tierbesitzer würde von seinem Tier so getrennt werden, dass er von diesem weder gesehen noch gehört werden könnte. Das Tier würde sich im Freien oder in einem anderen Raum befinden. Der Raum, in dem der Mensch säße, würde mit einer Videokamera ständig gefilmt werden, wobei der Zeitcode auf dem Film festgehalten würde. Dann würde der Mensch zu zufällig ausgewählten Zeiten das Tier telepathisch rufen. Falls das Tier in einer Reihe derartiger Tests gewöhnlich kurz nach dem Ruf erschiene, dies jedoch zu anderen Zeiten signifikant weniger häufig täte, wäre dies ein Beweis dafür, dass diese Rufe auf telepathische Weise übertragen würden. Telefontelepathie Bei der einfachsten Version dieses Experiments benennt die Testperson vier Menschen, bei denen sie eine telepathische Reaktion für wahrscheinlich hält. Die Testperson gibt dem Experimentator die Namen und Telefonnummern dieser Menschen an, ebenso wie die Zeiten, zu denen alle Beteiligten an den Tests teilnehmen könnten. Natürlich benötigt man bei diesem Experiment ein Telefon, bei dem der Anrufer nicht auf dem Display angezeigt wird - aus diesem Grund kann das Experiment nicht mit einem Handy durchgeführt werden, da alle lieferbaren Modelle eine solche Anzeige haben. Eine Viertelstunde vor dem für einen Versuch vereinbarten Zeitpunkt sitzt die Testperson ruhig da und liest oder geht einer anderen entspannenden Tätigkeit nach; allerdings sollte sie nicht fernsehen oder ein Video anschauen, da dies zu sehr ablenken könnte. Bei Versuchen, die gefilmt werden, sollte die Testperson die ganze Zeit von der Kamera erfasst werden. Wenn beispielsweise der Testanruf für 11. 15 Uhr angesetzt ist, setzt sich die Testperson um 11 Uhr ins Blickfeld der Kamera. Kurz darauf, etwa um 11.02 Uhr, ermittelt der Experimentator mit einem Würfel einen der vier potenziellen Anrufer, der jeweils eine Zahl von 1 bis 4 zugewiesen bekommen hat. (Zeigt der Würfel eine 5 oder 6, wird so lange gewürfelt, bis eine 1, 2, 3 oder 4 kommt.) Der Experimentator ruft die durch Würfeln ermittelte Person an und fordert sie auf, die Testperson um 11.15 Uhr anzurufen. Falls die anderen potenziellen Anrufer bis 11.05 Uhr nichts vom Experimentator gehört haben, wissen sie, dass sie an diesem Versuch nicht teilnehmen werden. Zur vorher vereinbarten Zeit ruft der ausgewählte Anrufer bei der Testperson an, nachdem er zuvor ein paar Minuten an sie gedacht hat. Wenn das Telefon um 11. 15 Uhr klingelt, weiß die Versuchsperson, dass es einer der vier potenziellen Anrufer ist, und bevor sie abhebt, muss sie raten, welcher es ist. Die Versuchsperson spricht den Namen in die Kamera, hebt dann den Hörer ab und sagt «X», «Na, X?» oder «Hallo, X», bevor die andere Person irgendetwas sagt.
Es besteht eine 25-prozentige Chance, dass die Testperson zufällig Recht hat. Sind ihre Vermutungen zu über 25 Prozent richtig, müssen die Daten statistisch analysiert werden, damit ihre Signifikanz bestimmt werden kann. Die geeignetste statistische Methode ist der Binomialtest. Nach diesem Test ist in einer Serie von 10 Versuchen mit vier potenziellen Anrufern ein Ergebnis von 6 oder mehr Treffern statistisch gesehen signifikant, nämlich mit dem konventionellen Schwellenwert von p = 0,05. Anders gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um Zufall handelt, beträgt 1 zu 20. Bei einer Serie von 15 Versuchen sind 9 oder mehr Treffer (richtige Vermutungen) signifikant. Bei einer Serie von 20 Versuchen sind ebenfalls 9 oder mehr Treffer signifikant. Bei 25 Versuchen sind 10 oder mehr richtige Vermutungen signifikant. Eine andere Möglichkeit, dieses Experiment durchzuführen, besteht darin, dass alle vier Anrufer sich zusammen mit dem Experimentator an ein und demselben Ort befinden. Dann lassen sich alle ununterbrochen von einer einzigen Kamera aufnehmen, während die Versuchsperson an einem anderen Ort von einer anderen Kamera mit einem synchronisierten Zeitcode ständig gefilmt wird. Wie bei der ersten Methode wählt der Experimentator für jeden Versuch nach dem Zufallsprinzip einen der vier Anrufer aus, der dann zur vorher festgelegten Zeit anruft. Wenn sich alle Anrufer an einem einzigen Ort befinden, lässt sich das Experiment besser kontrollieren und jeder Aspekt davon auf Videoband aufzeichnen. Solche Experimente könnte man auch mit Tieren durchführen, die Rufe antizipieren. Eine einfache Testanordnung bestünde darin, das Tier während einer Reihe von Testphasen zu filmen, in denen vier verschiedene Personen Telefonanrufe tätigen, und zwar in einer zufälligen Abfolge zu zufällig ausgewählten Zeiten. Eine dieser Personen wäre jemand, auf dessen Anrufe das Tier normalerweise reagiert. Die anderen wären Fremde. Falls das Tier seine üblichen Reaktionen bekundet, wenn die Person, die es kennt, anruft, aber Anrufe der anderen drei Personen ignoriert, dann wäre das ein entschiedener Beweis für die telefontelepathischen Fähigkeiten des Tieres.
E-Mail-Telepathie Experimente zum Testen der Telepathie in Zusammenhang mit E-Mails werden nach einer ähnlichen Versuchsanordnung wie die Telefonexperimente durchgeführt. Aus vier von der Testperson benannten potenziellen E-Mail-Versendern wird einer nach dem Zufallsprinzip vom Experimentator ausgewählt, um dann zu einer vorher festgelegten Zeit, zum Beispiel um 10.30 Uhr, der Testperson eine E-Mail zu schicken. Um 10.17 Uhr schickt der Experimentator dieser Person eine E-Mail mit der Aufforderung, der Testperson um 10.30 Uhr eine E-Mail zu senden. Die anderen erhalten keine E-Mail vom Experimentator, und um 10.20 Uhr wissen sie, dass sie nicht ausgewählt wurden. Der ausgewählte E-Mail-Versender denkt ein paar Minuten vor 10.30 Uhr an die Versuchsperson, schreibt ihr dann eine Mitteilung und schickt diese exakt um 10.30 Uhr an die Testperson, samt einer Kopie an den Experimentator. Um 10.29 Uhr rät die Testperson, welcher der vier potenziellen EMail-Versender ihr eine Minute später eine E-Mail schicken wird, und teilt diese Vermutung dem Experimentator per E-Mail mit.
Diese E-Mail zeigt automatisch die Zeit an, zu der sie abgeschickt wurde, genauso wie die E-Mail des ausgewählten Versenders an die Testperson. Somit gibt es einen eindeutigen objektiven Beweis, dass die Vermutung erging, bevor die E-Mail abgeschickt wurde. Die Testperson kann während der 15-minütigen Phase vor der Vermutung gefilmt werden - so wird bewiesen, dass sie nicht gemogelt hat, indem sie E-Mails oder Anrufe von einem der E-Mail-Versender bekommen hat. Das Experiment lässt sich auch durchführen, wenn alle vier E-Mail-Versender im selben Raum sind (aber in einem anderen Raum als die Testperson, am besten Kilometer von ihr entfernt) und ständig von der Kamera gefilmt werden, womit praktisch jede Möglichkeit eines Betrugs ausgeschlossen wird. Die zu erwartende Zufallstrefferquote liegt bei 25 Prozent. Treffer über diesem Level lassen sich auf ihre statistische Signifikanz hin genau wie bei den Telefonexperimenten durch den Binomialtest überprüfen. Das Gefühl, angestarrt zu werden Bei dem Grundexperiment zum Testen des Gefühls, angestarrt zu werden (siehe 12. Kapitel), arbeiten die Testpersonen paarweise: Die eine ist der Angestarrte, die andere der Betrachter. Die angestarrte Person sitzt mit dem Rücken zum Betrachter und trägt eine Augenbinde, wie sie Flugreisende als Schlafhilfe erhalten. Diese Augenbinden verhindern zum einen, dass die angestarrte Testperson ein peripheres Gesichtsfeld hat, und vermitteln ihr zum andern ein größeres Gefühl der Entspannung, indem sie Ablenkungen reduzieren und eine reizarme Umgebung erzeugen. Der Betrachter sitzt hinter der Testperson und starrt in einer Reihe von 20 Versuchen entweder deren Nacken an oder schaut beiseite und denkt an etwas anderes. Die Abfolge der Versuche erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Die einfachste Möglichkeit besteht darin, dass der Betrachter vor jedem Versuch eine Münze wirft. Kopf bedeutet «schauen», Zahl «nicht schauen». Statt einer Münze können auch Zufallszahlentabellen oder ein Zufallsgenerator verwendet werden, wobei ungerade Zahlen «schauen», gerade Zahlen «nicht schauen» bedeuten. Oder man kann vorgefertigte randomisierte Anweisungsblätter von meiner Webseite (www.sheldrake.org) herunterladen. Kurz vor jedem Versuch signalisiert der Betrachter der Testperson mittels eines mechanischen Klickens oder eines Piepsers, dass der Versuch beginnt. Innerhalb von 10 Sekunden muss die Testperson raten, ob der Betrachter «schaut» oder «nicht schaut». Diese Vermutungen sind entweder richtig oder falsch und werden in das Trefferblatt eingetragen. Abbildung A. 1 zeigt ein Mustertrefferblatt. Dieses Experiment lässt sich mit oder ohne Feedback durchführen. Der Betrachter erklärt der Testperson entweder nach jeder Vermutung, ob diese richtig oder falsch ist, oder er tut dies nicht. Beide Methoden liefern im Allgemeinen signifikant positive Ergebnisse, aber die Testpersonen arbeiten eher besser, wenn sie ein Feedback bekommen, und sei es auch nur, weil das Experiment so für sie interessanter ist. Die Anzahl der richtigen und der falschen Vermutungen wird für die Blick- und die Nicht-Blick-Versuche jeweils getrennt addiert, ebenso wie die Gesamtanzahl (Abb. A. 1). Dann werden die Ergebnisse einer Reihe von Testpersonen in eine Tabelle eingetragen, wie dies Tabelle A.1 zeigt, die konkrete Daten aus einem Experiment an einer Schule in London wiedergibt. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Daten zusammenzuzählen und zu analysieren. Die erste besteht einfach darin, dass man alle Zahlen in jeder Spalte zusammenzählt. Bei der zweiten Methode (die mir Prof. Nicholas Humphrey vorgeschlagen hat) wird jeder Testperson ein Testwert zugeschrieben, je nachdem, ob es mehr richtige als falsche Vermutungen (+), mehr falsche als richtige Vermutungen (-) oder gleich viele richtige und falsche Vermutungen (=) gibt. Diese Methode hat den Vorteil, dass jede Testperson gleich gewichtet wird, während bei der ersten Methode eine Minderheit von Testpersonen, die entweder sehr positiv oder sehr negativ abschneidet, einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die Gesamtergebnisse hat. Die Gesamtergebnisse nach beiden Methoden zeigt die Tabelle A. 1 an. Tabelle A.l. Eine Musterzählliste eines Blick-Experiments. Jedes Betrachter/Testperson-Paar führte 20 Versuche durch. Die Tabelle zeigt die Anzahl der richtigen und der falschen Vermutungen bei den Blick- (B) und den Nicht-Blick-Versuchen (NB) sowie die Gesamtergebnisse. Außerdem werden die Testpersonen mit + gewertet, wenn sie mehr richtige als falsche Vermutungen geäußert haben, mit -, wenn sie mehr falsche als richtige Vermutungen geäußert haben, und mit =, wenn die Anzahl der richtigen und der falschen Vermutungen gleich war. (Dieses Experiment wurde an der St. James' School for Senior Girls in London mit Mädchen der Jahrgangsstufe 11, Alter 15-16, am 2 0. November 2001 durchgeführt.) Für eine statistische Analyse lassen sich die Treffer für richtige und falsche Vermutungen in den Blick-, Nicht-Blick- und Summen-Spalten mit Hilfe standardisierter statistischer Tests, etwa dem X2 -Test ("Chi-Quadrat"), vergleichen. Mit anderen Worten: Wenn die Testpersonen einfach willkürlich raten, sollten die durchschnittlichen Trefferquoten in allen Fällen zu 50 Prozent richtig und zu 50 Prozent falsch sein. Bei der Methode +/-/= lautet die Null-Hypothese, dass die Anzahl der +Treffer gleich der Zahl der -Treffer ist. (Bei dieser Methode werden die =Treffer ignoriert.) Immer wieder weisen diese Tests ein charakteristisches Ergebnismuster auf, wonach die Testpersonen über dem Zufallslevel bei den Blick-Versuchen und nahe dem Zufallslevel bei den Nicht-Blick-Versuchen abschneiden. Bislang hat es nur ganz wenige Tests gegeben, bei denen die Testpersonen wiederholt getestet wurden, während sie ein Feedback erhielten, um festzustellen, wieweit sie sich durch Übung verbessern können. Es würde sich durchaus lohnen, dieses Potenzial zur Verbesserung durch Übung zu untersuchen. Wie schon im 11. Kapitel dargelegt, lassen sich Blick-Experimente auch mit Hilfe von Fernsehüberwachungsanlagen durchführen. Bei den bislang absolvierten Tests dieser Art wurden die Testpersonen nicht aufgefordert zu raten, ob sie angeschaut werden oder nicht; vielmehr wurden ihre unbewussten Reaktionen durch Aufzeichnungen ihres Hautwiderstands überwacht, der mit Hilfe von Elektroden an den Fingern gemessen wurde. Die Hautwiderstandsmethode erfordert natürlich eine aufwändigere Versuchsanordnung als die Ratemethode, aber sie ist dennoch relativ preiswert und eignet sich recht gut für ein Studentenprojekt. Wenn sich der Hautwiderstand von Menschen verändert, während sie durch eine Überwachungskamera angeschaut werden, könnte er sich auch verändern, wenn sie durchs Internet angeschaut werden. Damit ergibt sich die Möglichkeit von Online-Experimenten, bei denen die Testperson über eine Webkamera betrachtet wird. Außerdem könnte das Experiment sogar live im Fernsehen funktionieren. Beispielsweise könnten sich vier Testpersonen vor laufenden Kameras in verschiedenen Räumen im Fernsehstudio befinden. In einer Reihe von Versuchen würden sie jeweils einzeln in einer zufälligen Abfolge Millionen von Fernsehzuschauern gezeigt. Sie selbst hätten keine Ahnung, bei welchen Versuchen ihr Bild von Millionen Menschen oder von niemandem gesehen würde. Würde sich der Hautwiderstand der Versuchspersonen verändern, wenn sie live von Millionen gesehen würden, und könnten sie richtig raten, wann sie gesehen und wann sie nicht gesehen würden? Würden solche Experimente tatsächlich im Fernsehen funktionieren, hätte dies unmittelbare Auswirkungen für Menschen, die sich «den Augen der Öffentlichkeit» aussetzen. Ihr Bild würde nicht nur zu Millionen von Zuschauern übertragen werden, sondern auch die Zuschauer könnten ihrerseits diejenigen beeinflussen, die auf dem Bildschirm erscheinen. Auswirkungen beim Betrachten von Fotos Können Menschen wissen, wann jemand ihr Foto betrachtet und an sie denkt, selbst wenn sie weit weg sind? Ich habe inzwischen damit begonnen, dieser Frage experimentell nachzugehen, und zwar mit Hilfe eines Verfahrens, wie es bei dem oben beschriebenen Grundexperiment im Zusammenhang mit dem Gefühl des Angestarrtwerdens angewandt wird. Der Unterschied besteht darin, dass der Betrachter beim Fotografie-Experiment die Testperson nicht direkt anstarrt, sondern ihr Foto anschaut. Währenddessen befindet sich die Testperson in einem anderen Raum oder Gebäude. Der Betrachter signalisiert den Beginn jedes Versuchs mit Hilfe eines Rufsignals über eine drahtlose Gegensprechanlage. Wie bei den Blick-Experimenten ist die Abfolge von Blick- und Nicht-Blick-Versuchen zufällig, und bei jedem Versuch muss die Testperson raten, ob sie angeschaut wird oder nicht. Sie hat entweder Recht oder Unrecht, und wenn sie zufällig rät, wird ihre Trefferquote um die 50 Prozent liegen. Man kann zur Auswertung die gleichen Trefferblätter und statistischen Analysen wie bei den Blick-Experimenten verwenden. Wenn Menschen wissen, wann jemand ihre Fotografie anschaut, wäre dies dann ein Beispiel für das Gefühl des Angestarrtwerdens? Oder wäre dies ein Fall von Telepathie? Die Versuchsanordnung würde insofern dem Blick-Experiment ähneln, als sich der Betrachter auf ein visuelles Bild der Testperson konzentriert. Aber es würde sich eher um Telepathie handeln, da das visuelle Bild dazu dient, dass sich die Gedanken des Betrachters auf die Testperson konzentrieren, und diese Gedanken könnten die Testperson in der Ferne beeinflussen. In einer Hinsicht unterscheidet sich das Gefühl des Angestarrtwerdens von der Telepathie - diese funktioniert nämlich am besten zwischen Menschen, die einander gut kennen, und nicht so sehr zwischen Fremden. Im Gegensatz dazu funktioniert das Gefühl des Angestarrtwerdens auch zwischen Fremden.
Bei meinen ersten Foto-Experimenten mit Betrachtern und Testpersonen, die gute Freunde oder Familienmitglieder waren, waren die Ergebnisse positiv und statistisch gesehen signifikant, außerdem wiesen sie das gleiche Muster wie einfache Blick-Experimente auf Bei den Blick-Versuchen lag der Anteil der richtigen Vermutungen über dem Zufallslevel, nämlich bei 58 Prozent, während bei den Nicht-Blick-Versuchen 50 Prozent der Vermutungen richtig waren, also exakt so viele, wie es durch Zufall zu erwarten gewesen wäre. Doch als meine Kollegen und ich Foto-Experimente in Schulen in England, den USA und Deutschland durchführten, lagen die Ergebnisse sowohl bei den Blick- wie bei den Nicht-Blick-Versuchen auf dem Zufallslevel. Bei diesen Tests wurden die Betrachter/Testperson-Paare mehr oder weniger zufällig ausgewählt, und die meisten kannten einander nicht gut. An denselben Schulen lieferten einfache Blick-Tests das übliche Ergebnismuster - mit hoch signifikanten positiven Trefferzahlen bei den Blick-Versuchen und nichtsignifikanten Ergebnissen bei den Nicht-Blick-Versuchen. Somit bestätigen diese ersten Foto-Experimente die Vermutung, dass sie eher auf Telepathie als auf dem Gefühl des Angestarrtwerdens basieren. Wenn das Betrachten von Fotografien von Freunden und Familienangehörigen dazu beiträgt, eine telepathische Verbindung zu ihnen herzustellen, wirkt sich das unmittelbar auf die übliche Praxis aus, Fotos seiner Lieben auf Schreibtischen und in Wohnzimmern aufzustellen oder sie in der Brieftasche mit sich herumzutragen. Experimente im Zusammenhang mit dem Aufwachen vor dem Weckerläuten Im 17. Kapitel habe ich die Möglichkeit erörtert, das Phänomen des Aufwachens kurz vor dem Weckerläuten könnte eher etwas mit Präkognition als mit einem Zeitgefühl zu tun haben. Wie ließe sich diese Idee überprüfen? Mein erster Gedanke war, Testpersonen aufzufordern, sich mit dem Wissen schlafen zu legen, dass sie von einem Wecker geweckt würden, aber ohne zu wissen, auf welche Zeit er eingestellt ist. Dann würde sich nachts ein Experimentator ins Schlafzimmer der Testperson schleichen und einen Wecker neben ihr Bett stellen. Er wäre auf eine zufällig gewählte Zeit eingestellt, etwa zwischen vier und sechs Uhr morgens. Die Testperson würde notieren, zu welcher Zeit sie aufwachte. Sie könnte auch mit Hilfe einer im Schlafzimmer installierten Videoüberwachungskamera die ganze Nacht über gefilmt werden, damit man sehen kann, wann sie Anzeichen von Unruhe bekundet. Würden die Testpersonen in einer Reihe solcher Tests häufiger kurz vor dem Weckerläuten erwachen, als man dies zufälligerweise erwarten würde?
Der offensichtliche Nachteil dieser Idee bestand darin, dass die meisten Menschen nicht wollen, dass Experimentatoren nachts in ihrem Haus herumschleichen. Die Lösung bestand darin, die Testperson telefonisch zu wecken, mit Hilfe computerisierter Weckrufe zu zufällig ausgewählten Zeiten. Der Experimentator könnte diese Weckrufe im Voraus bei der Telefongesellschaft bestellen, und niemand müsste sich durch irgendwelche Schlafzimmer schleichen. Bislang hat noch niemand derartige Tests durchgeführt. Natürlich müssten die Testpersonen hoch motiviert sein, um sich dieser Quälerei zu unterziehen - zum Beispiel durch eine gute Bezahlung. Sollte sich herausstellen, dass Menschen tatsächlich vor dem Weckerläuten aufwachen, wenn sie eigentlich mit konventionellen Mitteln nicht gewusst haben können, wann das Läuten erfolgt, spräche dies doch sehr für die Präkognitionshypothese. Adressen Bitte informieren Sie mich über Ihre Testergebnisse, entweder per E-Mail über meine Webseite, www.sheldrake.org, oder per Post an eine der folgenden Adressen: Rupert Sheldrake BM Experiments London WCIN 3XX England The Institute of Noetic Sciences RO. Box 6007 Petaluma CA 94955-6007 USA Berichte über Ihre eigenen Erfahrungen bzw. Experimente können Sie auch an die deutsche Koordinierungsstelle schicken. Hier werden alle deutschsprachigen Berichte übersetzt, ausgewertet und in einer internationalen Datenbank erfasst: «Sieben-Experimente-Projekt» Waldstraße 14 D-22926 Ahrensburg
aus: Rupert Sheldrake: Der siebte Sinn des Menschen Scherz-Verlag 2003), Anhang A,
Anne