Du hast dir deine Frage schon selber beantwortet. Es gibt Menschen die hellsehen können. Gab es schon immer.
Hellsehen nennt man zuweilen auch das "zweite Gesicht" oder Präkognition. Man sieht "hell" das, was andere Leute nicht zu sehen vermögen. Die Person, die hell sieht, nennt man Hellseher. Jeder ehrliche Wahrsager, jedes fähige spiritistische Medium, jede Person mit starken Ahnungen über künftige Ereignisse fällt als Hellseher in diese Kategorie. Es gibt keine Frage darüber, daß es seit Urzeiten Menschen gab, die zukünftige Ereignisse voraussehen konnten. Jede Religion hat ihre "Seher"-Tradition, ihre Propheten. Viele dieser außerordentlich begabten Menschen waren hoch geachtet, besonders dann, wenn sich ihre Voraussagen bewahrheiteten. Andere fürchtete man als Verbündete des Teufels und verfolgte sie. Es entspricht der menschlichen Natur, das Übernatürliche zu wünschen und es gleichzeitig zu fürchten. Im alten Ägypten hielten sich die Königshöfe ihre eigenen Propheten, die zum Nutzen der Könige wahrsagten. Hellsehen kann man nicht nach Wunsch und Willen, und Erkenntnisblitze oder bedeutungsvolle Träume wurden von jeher als sehr wichtige Ereignisse angesehen. Die Propheten der vorchristlichen Hebräer nahmen oft im Volk eine ähnliche Stellung ein wie der römische Papst unter den Katholiken. Natürlich kamen sie oft in Konflikt mit der Macht des jeweiligen Herrschers oder der politisch/spiritistischen Kraft der Hohenpriester, aber auch sie wagten einen Jeremias oder Elias nicht anzutasten. Das gewöhnliche Volk lauschte ihnen voll Ehrfurcht, und sehr oft bewahrheiteten sich ihre Voraussagen, wenn sie auch oft ihre Visionen in eine blumige, poetische Sprache oder in Wortspielereien kleideten, verstanden wurden sie immer. Daß Warnungen selten befolgt werden, ist nicht weiter erstaunlich. Auch heute noch weigern sich die von Hellsehern gewarnten Menschen meistens, ihren Kurs zu ändern. Hatte man Präsident Kennedy nicht oft genug gesagt, womit er rechnen müsse? Die Hellseher hatten Caesar vor den Iden des März gewarnt, aber auch er blieb an jenem Tag nicht im Bett. Hier erhebt sich die immer alte und gleichzeitig neue Frage von Schicksal und freiem Willen. Wenn ein Hellseher die Zukunft voraussieht und eine Person vor einem bevorstehenden Unheil warnt - wird nun dieses Ereignis auf jeden Fall stattfinden, oder kann die Warnung genügen zur Abwehr dieses Unheils? Ich habe mich mit besonderem Interesse dieser Frage gewidmet. Offensichtlich kann der Hellseher den Trend der Ereignisse sehen; die Geschehnisse selbst sind stationär oder, anders ausgedrückt, in der Zeit fixiert. Die Menschen bewegen sich ihnen im normalen Verlauf ihres täglichen Lebens entgegen. Wenn ihre eigene Zeitspur die des Ereignisses kreuzt, so tritt das Ereignis eben ein.
Sind sie "vorgewarnt", so können sie schneller oder auch vorsichtiger reagieren, um dem Schlag auszuweichen, ihn abzumildern oder sich wenigstens darauf einstellen. Schlagen sie die Warnung in den Wind, so ergibt sich das Ereignis wie vorausgesehen. Mit anderen Worten: freier Wille ist in Wirklichkeit die Reaktion eines Menschen auf gewisse künftige Ereignisse, und es hängt von der eigenen Reaktion ab, ob sie schädlich sind. Mir scheint, das große Muster der Ereignisse liegt schon lange fest, ehe wir ihren Zeitplatz erreichen. Was andere Schicksal, Gott oder ähnlich nennen, bezeichne ich lieber als DAS GESETZ. Das Voraussehen von Ereignissen ist nicht notwendig mit einer geistigen Verständigung verbunden. Es beweist nicht das Überleben der menschlichen Persönlichkeit, sondern die Existenz einer außersinnlichen Fähigkeit innerhalb des Menschen, die ihn unter gewissen Bedingungen befähigt, die Barrieren von Zeit und Raum zu durchbrechen; mit anderen Worten: um die Ecke zu sehen. Vor einigen Jahren hat der englische TV-Star Michael Bentine mir von einem bezeichnenden Vorfall erzählt. Er und sein verstorbener Vater waren sich parapsychologischer Talente bewußt. Michael plante eine Fahrt in den englischen Norden. Ein paar Tage vorher hatte er einen sehr lebhaften Traum. Er sah sich seinen Wagen mit großer Geschwindigkeit fahren. Plötzlich kam er an eine sehr scharfe Kurve, und unmittelbar vor ihm erschienen unvermittelt die Scheinwerfer eines anderen Wagens. Ein frontaler Zusammenstoß folgte.
Michael nahm diese Warnung nüchtern auf und begab sich auf die Fahrt. Er fuhr auf einer nächtlichen Straße, die ihm völlig unbekannt war. Plötzlich kam er an eine sehr scharfe Kurve, die Michael sofort als jene aus seinem Traum erkannte. Sofort bremste er - gerade noch rechtzeitig, um die Scheinwerfer des Wagens zu sehen, mit dem er frontal zusammengeprallt wäre, hätte er die Traumwarnung in den Wind geschlagen!
Anne